#28 Blair-Witch-Bushalte

Ein Halloween-Special nach Stadtkönigin-Art

Als Halloween-Special erzähle ich Euch die Geschichte von der Blair-Witch-Bushalte. Bushalte ist kurz für Bushaltestelle, das sagt man manchmal so in Berlin, glaube ich. Zumindest ich sage das. Und neulich traf ich auf die Blair-Witch-Bushalte!

Zeichnung der Stadtkönigin, die nachts an einer gruseligen Bushaltestelle gelandet ist
Die gruseligste Bushaltestelle Berlins

Zur Geschichte: Ich strande beim Versuch, von einem Bus in einen anderen umzusteigen, in den entlegeneren Gefilden Berlin-Köpenicks. Der Bus, den ich nehmen wollte, dreht mir seine Rücklichter zu und fährt ab, ich darf 20 Minuten auf den nächsten Bus warten. Es ist dunkel, langweilig und ich beschließe, eine Station weiterzulaufen.

Auf der einen Straßenseite befinden sich Hochhäuser und auf der, wo ich laufe, sind Einfamilienhäuser mit Gärten. Als ich an einem Garten vorbeilaufe, wird mir bereits etwas mulmig. Die einzige Beleuchtung sind zwei Lampen in Bodennähe, die dicht beieinanderstehen, die eine rund und die andere oval, so als wäre sie platt gedrückt worden. Wie zwei Monde sehen sie aus und tauchen den Garten in fahles, silbriges Licht.

Die Blair-Witch-Bushalte

Ich gehe weiter. Nachdem ich eine kleine Querstraße überquert habe, laufe ich am Wald entlang. Es ist ein kleines Waldstück, das von einer Siedlung umrandet ist, und vor mir ist ein Haltestellenschild. Als ich ankomme und mich umsehe, finde ich auch den Rest von der Bushaltestelle. Eine rostige Bank vor einem Baumstumpf. Und all das vor einem dunklen Wald. Gegenüber noch immer Hochhäuser, aber alle Menschen sind drinnen und weg.

Nun schafft man bei Weitem nicht, 20 Minuten damit zu verbringen, von einer Haltestelle zur nächsten zu laufen, auch nicht, wenn man unterwegs Mondlampen sieht. Trotzdem: Wenn ich hierbleibe und mich auf der Bank installiere, wer weiß, wer oder was sich über die Zeit freuen wird, die ich ihm zur Planung eines Angriffes verschaffe. Besser in Bewegung bleiben. In den Wald gehe ich nicht, aber außenrum vielleicht, die Wege sind ja beleuchtet. Todesmutig laufe ich also um das dunkle Waldstück und komme, immer noch ein paar Minuten zu früh, wieder an der Bushalte an.

Der Bus nach Nirgendwo

Der Bus kommt trotzdem schon, doch da stimmt etwas nicht. Anstatt der Nummer und des Namens der Endhaltestelle ziert ein leuchtender Querstrich die Anzeige. Der Bus ist leer, immerhin sitzt ein Fahrer hinterm Steuer, der mir sagt: „Sie können hier nicht mitfahren. Der richtige Bus kommt gleich.“

Er schließt die Tür, fährt und es ist wieder dunkel. Doch da sehe ich den richtigen Bus. Ich winke wie wild mit den Armen, nicht dass er mich hier übersieht und ich zu einer Bushaltestelle weiterlaufen muss, die mitten im Wald steht und deren Bank schon im Boden halb versunken ist.

Er hält, ich steige ein und bin wieder in der Zivilisation angelangt.

Weitere Geschichten über Feiertage findet Ihr unter #08 Lichter und #09 Adventskalender.

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